Schülervertretung der Gesamtschule Niederzier organisiert Podiumsdiskussion vor der Europawahl
„Warum sollten wir Ihre Partei wählen?“ - das wollte Schülersprecher Finn Dohmes als erstes von fünf Europapolitikern wissen. Die Kandidaten der Grünen, SPD, FDP, CDU und AfD waren gut zwei Wochen vor der Europawahl am 26. Mai 2019 zur Podiumsdiskussion unserer Gesamtschule gekommen. Die Schülervertretung hatte unter dem Motto „Europe Matters!“ Politiker eingeladen. Politische Bildung gepaart mit Wahlkampf, denn unter den rund 120 OberstufenschülerInnen der Schule, die am Nachmittag des 10. Mai in die Aula der Schule in Niederzier gekommen waren, waren viele Erstwähler. Schulleiter Stefan Möller freute sich in seiner Begrüßung deshalb besonders über die Anwesenheit der Politiker.
Klimawandel, Digitalisierung, der Umgang mit Flüchtlingen und die Zukunft Europas waren die Themen, die die Jugendlichen interessierten. Während Daniel Freund von den Grünen sowie der SPD- Europaparlamentarier Arnd Kohn besonders ihren Einsatz bei den Themen Klimawandel und faire Arbeitsbedingungen in ganz Europa betonten, sagte Ralf Nolten, CDU-Landtagsabgeordneter aus Kreuzau, dass er sich ein Europa mit Vielfalt wünsche. Patrick Schunn aus Linnich, der für die FDP ins Europaparlament gewählt werden möchte, erklärte, dass er sich eine verstärkte Zusammenarbeit in Europa wünsche. Das klare Bekenntnis der anderen Parteien zu Europa teilte AfD- Landtagsabgeordneter Martin Vincentz nicht, seine Vision sei ein „Europa der Vaterländer“.
Die Positionen der AfD interessierten die Schülerinnen und Schüler dann auch in der anschließenden Fragerunde besonders. Marco Zimmermann aus der Q 1 wollte wissen, ob die Partei wirklich das Schengener Abkommen, welches seit 1985 die Reisefreiheit zwischen den Mitgliedsstaaten ohne Grenzkontrollen regelt, abschaffen wolle. Vincentz bejahte dies, denn Grenzkontrollen würden, so Vincentz, zu mehr Sicherheit führen - eine Aussage, die ebenso wie seine Aussagen zur Flüchtlings- und Klimapolitik von den anderen Politkern nicht geteil wurde und zu kontroversen Standpunkten führte.
Schließlich sprach Finn Dohmes, der die Diskussion souverän moderierte, noch die besondere Bedeutung des Kohleausstiegs für die Region Niederzier/ Merzenich an. „Wir sind Luftline hier vielleicht 1,5 Kilometer vom Hambacher Tagebau entfernt“. Von den Politikern wollte er wissen, wie die europäische Politik bei aller Notwendigkeit zum Handeln aufgrund des Klimawandels die vom Braunkohleausstieg betroffenen Regionen berücksichtigen würde. Der FDP- Politiker Schunn betonte die Notwendigkeit des Wandels hin zu erneuerbaren Energien, die Wirtschaft müsse hier besonders unterstützt werden. Arndt Kohn (SPD) zeigte zunächst Verständnis für die Frage, er habe selbst Bekannte und Verwandte, die bei RWE arbeiten - dennoch sei der Braunkohleausstieg notwendig, jedoch habe die Region mit der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum Jülich vor der Tür viel Potenzial zum Strukturwandel.
In der anschließenden öffentlichen Diskussion wurden verschiedene Bereiche angesprochen: Andreas Banse etwa betonte, dass er sich keine Grenzkontrollen mit Racial Profiling wünsche, Nico Harms interessierte sich für die Sicherheit im zukünftigen EU- Raum, Heram Kritharan wollte wissen, was die Politiker zu ihrem Beruf motiviert habe. Dass die Jugendlichen von der Diskussion zum Nachdenken angeregt worden waren, zeigte sich nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung. Um die Politiker bildeten sich große Grüppchen, die lebhaft diskutierten und noch viele Fragen loswerden konnten.