Harte Spiele ohne Sieger
Literaturkurs führt „Arbeit macht schön“ auf.
Die Abschlussszene ähnelt einem Western- Showdown. Alle TeilnehmerInnen der Fernsehshow liegen ermordet auf dem Boden der Bühne - den abstrusen Regeln des Formats entsprechend. Lediglich zwei Kandidaten stehen sich gegenüber - nach dem letzten Schuss wird die groteske Szenerie mit einem beruhigenden Lied aufgelöst.
„Arbeit macht schön“ ist der 1. Teil der „Trilogie der harten Spiele“, die Sungard Rothschädl als Theaterstück konzipierte und konzeptionell an den Tributen von Panem angelehnt hat. Keine leichte Kost ist dieses Stück, dessen Titel an den zynischen Slogan der KZs erinnert. Und obwohl sich die 22 Akteure in einer Spielshow befinden, geht es um Leben und Tod. Aus verbaler wird körperliche Gewalt, aus indirekter direkte, aus psychischer physische. Im 1 zu 1 befragen sich die KandidatInnen - und nach und nach werden die Fragen immer verletzender und entwürdigender. Unter dem Deckmantel eines Talkformates wird jegliche Privatsphäre verleugnet, es geht um einen Arbeitsplatz, der aber letztlich im Kampf um Leben und Tod ermittelt wird.
Vor allem Kathrin Stasiack, Alina Schmit, Tristan Schadowski und Niklas Wolff beeindrucken in ihren Rollen. Aber alle SchülerInnen haben großartig gespielt!“, befanden die Zuschauer nicht nur im Gespräch, sondern auch mit ihrem lang anhaltenden Applaus bei beiden Vorführungen. Die gekünstelt gut gelaunten Giulia Effertz und Laura Servos als Moderatorinnen, abstruse Themenvorschläge und verstörende Improaufträge rundeten die Medien- und Kapitalismuskritik des Stückes ab, dessen Wortwahl und Offenheit den Zuschauer zwischen Verstörung und Begeisterung zurückließ. „Die Umsetzung dieses von uns gewählten Stückes war schon eine großartige Erfahrung!“, meinte Schauspieler Dominik Kleusch zufrieden. Kurslehrer Thomas Metz war ebenfalls zufrieden: „Die Truppe hat in den letzten Wochen noch einmal große Fortschritte gemacht.“
Im Anschluss an die zweite Aufführung fand ein Publikumsgespräch statt, in dem thematisiert wurde, ob ein Stück mit einigen drastischen Äußerungen der SchauspielerInnen und mit solcher Gewaltdarstellung an einer „Schule ohne Rassismus“ seinen Platz haben dürfe. Die Publikumsäußerungen stimmten darin überein, dass gerade das Theater die Aufgabe habe, gesellschaftskritische Themen überspitzt darzustellen.
„Arbeit macht schön“ wird im Rahmen der Dürener Theaterwoche am 4. Juli noch einmal aufgeführt.
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- Geschrieben von Pressewart
- Erstellt: 29. Juni 2018
- Zuletzt aktualisiert: 01. Dezember 2018
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